Naturschutz

Im Naturpark Hoher Fläming ist der Schutz vielfältiger Lebensräume von besonderer Bedeutung:

Die Fläming-Buchenwälder

Durch seine Höhenlage regnet es im Hohen Fläming mehr, als in weiten Teilen des Landes Brandenburg. Deshalb gibt es hier ein inselartiges Buchenwaldvorkommen. In den Naturschutzgebieten „Spring“, „Flämingbuchen“, „Rabenstein“ und „Klein Marzehns“ genießen recht kleinflächig Laubwälder einen besonderen Schutz. Hier gilt es, durch den Erhalt von besonders alten Bäumen die Lebensräume für Spechte, Fledermäuse und hunderte Insektenarten, wie dem Hirschkäfer, zu entwickeln. Gerade diese fehlen oft im monotonen Nadelholz-Wirtschaftswald.  

Nichtstun ist in naturnahen Laubwäldern oft der beste Naturschutz.

Die Flämingbäche

Die Flämingbäche gehören zu den klarsten sommerkühlen Fließgewässern in Brandenburg. Hier leben noch Bachforellen, urtümlichen Bachneunaugen oder sehr seltene Edelkrebse. Nach seiner Ausrottung fühlt sich auch die weltweit einzigartige Unterart des Bibers, der Elbebiber, wieder heimisch. Zahlreiche hoch spezialisierte  und an saubere Bäche gebundene Wirbellose, z. B. seltene Libellenarten, konnten in den Naturschutzgebieten „Planetal“, „Verlorenwasserbach-Oberlauf“oder „Klein Briesener / Bullenberger Bach“ überleben. Für sehr viele Arten ist die Durchgängigkeit der Bäche und Flüsse bis zur Mündung sehr wichtig. Deshalb werden schrittweise Verrohrungen, Sohlabstürze und andere Hindernisse in Abstimmung mit allen Beteiligten, rückgebaut. 

Da sämtliche natürliche Bäche im Naturpark Teil des Europäischen Schutzgebietsnetzes NATURA 2000 sind, sollen die Bäche außerhalb von neuen Naturschutzgebieten durch spezielle Erhaltungszielverordnungen als Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebiet mit klar formulieren Schutzzielen bis 2018 noch besseren Schutz genießen.  

Eine der größten unbesiedelten Bruchlandschaften Brandenburgs: Die Belziger Landschaftswiesen

Was bis vor 300 Jahren noch undurchdringlicher Erlenbruchwald im Baruther Urstromtal war, wurde durch vollständige Rohdungen und den Bau eines künstlichen Entwässerungssystems für die landwirtschaftliche Nutzung völlig verändert. Heute werden die Belziger Landschaftswiesen als größte Moorfläche im Naturpark durch Mutterkuhherden und auch Ackerbau geprägt. Wegen des Vorkommens zahlreicher seltener Vogelarten und dem nötigen Schutz des Moorkörpers sowie zahlreicher Feuchtlebensräume wurde das Naturschutzgebiet „Belziger Landschaftswiesen“ festgesetzt. Den Schutz und Management eines der letzten Lebensräume in Mitteleuropa für die vom Aussterben bedrohten Großtrappen im Naturschutzgebiet Belziger Landschaftswiesen sichert die Außenstelle Baitz der Staatlichen Vogelschutzwarte ab.

Weitere Infos

Naturschutz in der Agrarlandschaft

Eine intensive konventionelle Landwirtschaft ist heute ohne den Einsatz von Düngemitteln und Pesitiziden nicht machbar. Die Arten der Offenlandschaft gehen in Brandenburg deshalb dramatisch zurück. Durch geeignete Maßnahmen, wie Blühstreifen, Brachen, spätere Mahdtermine oder die Reduzierung der Düngegaben kann der Agrarlandschaft sehr schnell ein höherer ökologischer Wert gegeben werden.

Die Naturparkverwaltung empfielt den Landwirten, die Ertragseinbußen durch freiwilligen Agrarumweltmaßnahmen im Rahmen des Kulturlandschaftsprogrammes (KULAP) fördern zu lassen. 

Es gibt aber auch kleine Schritte, die selbstverständlich für alle Landwirte sein sollten:

- Nicht gepachtete Wegeflurstücke dürfen nicht beackert werden. Dann entstehen oft hinreichend breite Blühstreifen. 

- Der Rückschnitt von Feldgehölzen muss fachgerecht erfolgen und deren Habitus nicht beeinträchtigen. 

- Waldsäume sind nicht aufzulichten, da die Bäume meist nicht den Landwirten gehören. 

- Moorstandorte sind ausschließlich als Grünland zu bewirtschaften.

- Eine abwechslungsreiche Fruchtfolge schon die Bodenfruchtbarkeit und verringert den Einsatz von Pestiziden. 

- Festmistlager dürfen nur auf befestigten Flächen eingerichtet werden.

- Gewässerrandstreifen dürfen nicht mit Pesitiziden behandelt werden.

 

 

 

Die Calluna-Heiden

Flämmen in der Werbiger Heide 2021, Foto: Steffen Bohl
verjüngte blühende Heide; Foto: Steffen Bohl

Wenn im August im Naturschutzgebiet „Werbiger Heide“ oder im Europäischen Vogelschutzgebiet „Altengrabow“ ein Meer aus violettem Heidekraut in den Fläming einzieht, ist der Nachwuchs der Wölfe und von seltenen Vogelarten, wie Wiedehopf und Ziegenmelker, schon aus dem Gröbsten raus.

Während auf dem aktiven Truppenübungsplatz Altengrabow die Bundeswehr die Heidepflege übernimmt, wird in der Werbiger Heide durch die gute Zusammenarbeit zwischen Eigentümer und Naturparkverwaltung der Einwanderung der Kiefern, als auch der Überalterung der Heidekrautpflanzen Einhalt geboten.

Das Naturschutzgebiet „Werbiger Heide“ bei Verlorenwasser war auf 10 ha weitgehend zugewachsen. Der Kiefernaufwuchs wurde dann 2016 entfernt. Auf den verbleibenden zehn Hektar des Schutzgebiets rückten die Naturschützer bereits vor einigen Jahren dem Baumbewuchs zu Leibe. Dort war das Heidekraut so überaltert, dass es drohte abzusterben.

Am 16. Februar 2017 wurden erstmalig 10 ha der überalterten Heide im Naturschutzgebiet „Werbiger Heide“ durch Flämmen gepflegt. Die überalterte Heide soll so verjüngt und revitalisiert werden - für eine üppige Blüte in den kommenden Jahren!

Hier ein Video als kurzer Eindruck vom Flämmen aus 2017: zum youtube-Video

Die Ergebnisse eines anschließenden Stechimmen-Monitorings 2018/19 zeigten, dass die weiteren zehn Hektar Heidefläche ebenfalls überaltert waren, sich die geflämmten Heidebestände aber gut verjüngt haben. Das hat sich positiv auf die Wildbienenpopulationen ausgewirkt.

Am 25.Februar 2021 wurden dann 5 ha einer nächsten Teilfläche der Heide geflämmt.

Hier ein Video vom Flämmen aus 2021: zum youtube-Video

Beim Flämmen geht das kontrolliert von Fachleuten einer beauftragten Firma gelegte Feuer rasch über die Heide hinweg, ohne dass jedoch die Hitze tiefer als ein bis zwei Zentimeter in den Boden eindringt. So bleiben im Boden überwinternde Insekten und Reptilien geschützt und können sich im Frühjahr auf einen verbesserten Lebensraum freuen. Durch das Feuer bekommen die Heidekrautsamen wieder Platz und Licht. In kurzer Zeit ist die Heide regeneriert.

Heidegebiete sind wertvolle Lebensräume für eine Vielzahl von spezialisierten Tier- und Pflanzenarten. Nicht wenige wurden daher zu Naturschutzgebieten erklärt. Die Heiden entstanden meist auf mageren Standorten durch landwirtschaftliche Nutzung. Überwiegend wurden sie von Schafen und Ziegen beweidet. Insbesondere in Ostdeutschland entstanden viele Heidegebiete auch auf vom Militär genutzten Truppenübungsplätzen. Fraß, Befahren und Brand hielten die Heiden offen und waren so ein Garant für ihr Fortbestehen. Werden diese Nutzungen jedoch aufgegeben, entsteht innerhalb von wenigen Jahrzehnten Wald. Damit geht eine Kulturlandschaft verloren, die insbesondere zur Zeit der Heideblüte ein Anziehungspunkt ist. Auch die Sträucher des Heidekrauts (Calluna vulgaris), auch Besenheide oder Erika genannt, überaltern durch zunehmende Verholzung. Sie blühen dann kaum mehr und bedürfen deshalb einer regelmäßigen Verjüngung.

Das Flämmen ist ein seit Jahrzehnten erfolgreich angewandtes Verfahren, das auch der Bundesforst und Naturschutzstiftungen in Schutzgebieten Brandenburgs praktizieren. Die Naturparkverwaltung Hoher Fläming hatte mit der Firma RANA aus Halle ein Spezialunternehmen beauftragt. Zum Schutz der umliegenden Kiefernforste wurde ein breiter Waldbrandschutzstreifen angelegt. Feuerwehrleute begleiteten die Arbeiten.

Naturschutzprojekte im Hohen Fläming

Die Naturparkverwaltung initiiert oder begleitet zur Entwicklung des Gebietes zahlreiche Naturschutzprojekte, die in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Projektträgern umgesetzt werden. Eine Auflistung dieser Projekte finden Sie hier. Weiterführende Informationen zu den Naturschutzakteuren finden unter dem angegebenen Link.

Feuchtwiesenpflege im Planetal, auf den Burgwiesen Bad Belzig und am Belziger Bach

Die botanisch wertvollsten und artenreichsten Feuchtwiesen im Naturpark werden alljährlich besonders bodenschonend gemäht. Die weichen Torfböden tragen keine konventionelle Landtechnik. Deshalb werden die nassesten Wiesen in unserem Auftrag z. B. im Planetal vom Naturschutzbund „Hoher Fläming –Planetal“ e. V. mit einem leichten Balkenmäher von Hand gemäht und beräumt. Modernste Technik in Form einer umgebauten Pistenraupe kommt auf größeren Flächen zum Einsatz.

http://www.nabu-belzig.de

Bau einer dauerhaften Amphibienleiteinrichtung an der B 107 am Gesundbrunnenbach

Sanierung von Kleinstgewässern

Modellhafte Pflege von Gehölzbeständen (Hecken, Gehölzreihen)

Das umfassenste und auch letzte Förderprojekt des Landschaftspflegeverbandes "Hoher Fläming/Baruther Urstromtal" (LPV), mit initiiert von der Naturparkverwaltung, wurde in den Jahren 2012 bis 2014 durchgeführt.

Hintergrund: Die im Fläming bzw. Verbandsgebiet des LPV noch vielerorts vorkommenden Heckenstrukturen und  Erlen-/Eschenbestände an Bächen und Gräben sind mittlerweile überaltert. Landwirte, Flächennutzer und -eigentümer beklagen den Zustand der Hecken und Gehölzreihen. Vor den notwendigen Pflegemaßnahmen schrecken Landnutzer und Kommunen, die oft Eigentümer der Grundstücke, z.B. der Feldwege sind, zurück, da es viele Aspekte, vorrangig auch naturschutzfachlicher Art, zu berücksichtigen gilt.  Eine Vielzahl bestehender Gehölze ist akut gefährdet, da sie drohen zusammenzubrechen und ihre Strukturvielfalt sowie Teile ihrer wertvollen Funktionen zu verlieren. Im Sinne der Erhaltung typischer und für den Naturhaushalt wertvoller Landschaftsstrukturen sind Schutzmaßnahmen an den vorhandenen Beständen unbedingt erforderlich.

Ausgewählte typische Gehölzbestände wie eine typisch ursprüngliche Fläminghecke (tw. ausgewiesener Erntebestand für autochthone Gehölze), eine Hecke mit nichtheimischen Arten (Eschenahorn, Pappeln z.B.) aus den 70/80er Jahren, eine jüngere Hecke, gepflanzt Anfang der neunziger Jahre, typische überalterte Erlen-/Eschenreihen an Gräben/Bächen, ein überalterter Waldrand mit Altbäumen und eine lineare Wildobst-/ Obstreihe waren in dem Förderprojekt beispielhaft ausgewählt worden. Diese wurden so ausgewählt, dass  möglichst verschiedene Problemstellungen enthalten waren. Durch den Modell- und Beispielcharakter sollte erreicht werden, dass die Umsetzung weiterer Pflegemaßnahmen, die vielerorts erforderlich sind, „leichter möglich“ wird. Ein Büro erarbeitete eine Maßnahmenplanung in enger Abstimmung zwischen dem Vorstand und der unteren Naturschutzbehörde. Verschiedene Pflegevarianten wurden angewandt, um vergleichende Ergebnisse bzgl. des Aufwandes und des Erfolges zu erhalten.

Auf Basis der erarbeiteten Projektergebnisse haben Landnutzer und Kommunen nunmehr einen kompakten Überblick zu Vorgaben für das Prozedere bei ihren eigenen Vorhaben zu Gehölzpflegearbeiten. Hinweise und Ergebnisse bezüglich der fachgerechten Ausführung wie auch die nötigen Schritte zur Genehmigung der entsprechenden Pflegearbeiten sind im Zuge des praxisorientierten LPV-Projektes erfasst werden. Für die Pflegearbeiten an den verschiedenen Gehölzstrukturen erfolgte in der Dokumentation eine ausführliche Beschreibung, die bei der Pflege relevanten Probleme wurden aufgezeigt und Handlungsempfehlungen gegeben. Die Dokumentation liegt als Langform vor.

Eine kurze kompakte Handlungsanleitung finden Sie hier: zum Handlungsleitfaden (1,3 MB)

Umbau von ausgedienten Trafostationen als Brutplatz für Vögel und Fledermäuse

Sanierung der Alten Badeanstalt in Raben als Lebensraum für Molche

Fledermauskeller in Weitzgrund

Renaturierung von Flämingbächen

Gemeinsam mit dem Wasser- und Bodenverband Plane-Buckau wurden mehrer verrohrte Bachabschnitte (oft Verrohrungen unter Überfahrten) zurück gebaut. Im ökologisch besonders empfindlichen Oberlauf der Adda wurde eine stillgelegte Forellenzuchtanlage vollständig rückgebaut. 

Unterstützung für Obstbaumpflanzungen

Neu angelegte Streuobstwiese in Grebs; Foto: Sara Kühne

Die Naturparkverwaltung Hoher Fläming hat 2020 die Nachpflanzung und Neuanlage von Streuobstwiesen im Naturpark mit insgesamt 400 Obstbäumen unterstützt.

Die Naturparkverwaltung Hoher Fläming hat 2020 die Nachpflanzung und Neuanlage von Streuobstwiesen im Naturpark mit insgesamt 400 Obstbäumen unterstützt. Dabei hatten die "Baumpaten" bei den vielen alten und flämingtypischen Obstsorten die Qual der Wahl.

Über einen Aufruf im Frühjahr 2020 konnten insgesamt 31 Partner, hauptsächlich Privatpersonen, aber auch Vereine und Gemeinden für die Aktion gewonnen werden. 29 Obstsorten, davon 14 Apfelbäume, 8 Birnen, 4 Kirschen und 3 Pflaumen, alle mit dem notwendigen Pflanzzubehör, wurden im November von der Naturparkverwaltung verteilt.

Über eine Kooperationsvereinbarung haben sich die Partner verpflichtet, die Bäume eigenverantwortlich zu pflanzen, zu schneiden und zu pflegen. Zudem gab die Naturparkverwaltung Hinweise zur Pflanzung und Pflege. Die Partner hatten auch die Möglichkeit, an zwei Seminaren zur Obstbaumpflanzung teilzunehmen, was rege genutzt wurde. Der Lohn für die Mühe in einigen Jahren: Köstliches Obst mit Charakter - als Frischobst, Lagerobst oder Most – ein Leben lang.

Hintergrund: Im Naturpark Hoher Fläming gibt es immer weniger gut erhaltene Streuobstwiesen. Viele der noch vorhandenen Streuobstwiesen sind bereits überaltert und werden kaum noch genutzt oder gepflegt. Neupflanzungen sind nötig. Dabei stellen Streuobstwiesen einen wichtigen Bestandteil unserer dörflichen Kulturlandschaft dar. Die meist extensiv bewirtschafteten Streuobstwiesen sind ein Eldorado für Insekten, wie Wildbienen, Schmetterlinge und Käfer. Auch Reptilien, Kleinsäuger und Vögel fühlen sich auf Streuobstwiesen wohl.

Mit neuen Obstbäumen soll auch die genetische Vielfalt alter Sorten langfristig im Naturpark erhalten bleiben. Sie leisten nicht nur einen wichtigen Beitrag für die Artenvielfalt, sondern bereichern auch das Landschaftsbild. Spaziergänger und Wanderer erfreuen sich an den blühenden Obstbäumen und den reifen Früchten. Das geerntete Obst kann zu einer regionalen Mosterei gebracht und direkt zu Saft verarbeitet werden – regionaler geht es nicht.

Nisthilfen-Vermittlung im Naturpark Hoher Fläming

Mauerseglerkasten 2021; Foto: Marco Link

Die Naturparkverwaltung Hoher Fläming hat im Jahr 2021 180 Nisthilfen für die Gebäudebrüterarten Mauersegler, Rauch- und Mehlschwalbe erworben und an 49 Hauseigentümer*innen im Naturpark vermittelt. Neben Privatpersonen haben auch Stadtverwaltungen und Ämter geeignete Gebäude zur Verfügung gestellt.

Nach dem Nisthilfen-Vermittlungs-Aufruf der Naturparkverwaltung im Oktober war die Resonanz auf das Angebot groß. Eines zeigte sich bei den nachfolgenden Gesprächen durchweg: Die Menschen im Hohen Fläming sorgen sich, weil sie den Rückgang der Rauch- und Mehlschwalben in ihrer Umgebung bemerken und sie wollen sich für den Schutz der Tiere einsetzen. Schwalben und Mauersegler sind nämlich grundsätzlich sehr standorttreu und kehren gewöhnlich ein Leben lang zu ihren Nestern zurück. Seit den 90iger Jahren sind die Bestände vor allem bei den Schwalben rückläufig, die Gründe hierfür vielfältig.

Das Anbringen von geeigneten, artspezifischen Nisthilfen ist eine gute Möglichkeit, die Vögel in ihrem Brutgeschehen zu unterstützen. Doch hier gibt es einiges zu beachten. Zwei Seminare bereitete die neuen Vermieterinnen und Vermieter daher auf die unterschiedlichen Ansprüche der tierischen Bewohner, wie die Standortwahl und das fachgerechte Anbringen der Nisthilfen, vor. Jede der drei Arten wurde mit ihren Ansprüchen an den Lebensraum in einem Vortrag von Fachfrau Antje Drangusch beleuchtet. Bei einer kleinen Exkursion wurden echte Nester in und an Gebäuden begutachtet und Hinweise für das Anbringen der Nisthilfen detailliert besprochen. An einem Exkursionspunkt auf dem Grundstück von Herrn Bartsch in Wiesenburg konnten die Teilnehmer erfahren, wie man mittels Klangattrappen erfolgreich Mauersegler ansiedeln kann. Herr Bartsch übernimmt drei weitere Nisthilfen für Mauersegler vom Naturpark, so dass die kleine Kolonie auf seinem Hof weiter wachsen kann.

Auch der Mangel an geeigneten Nestbaumaterialien und an ausreichender Nahrung wurde in den Seminaren thematisiert. Andrea Künnemann von der Naturparkverwaltung stellte einfach umzusetzende Maßnahmen vor, wie das Anlegen einer simplen Lehmpfütze oder diverse Gestaltungsmöglichkeiten im eigenen Garten.

Insgesamt wurden die 180 Nisthilfen an 49 verschiedenen Standorten fast über das gesamte Naturparkgebiet aufgehangen. In Brück am östlichen Rand des Naturparks, wurden an der Oberschule 10 Mauersegler-Kästen direkt am Schulgebäude angebracht. Betreut und begleitet wird das Vorhaben von den Hausmeistern und interessierten Schülern. Von Ziesar, über Grebs bis nach Ragösen im Norden und Niemegk und Klein Marzehns im Süden des Naturparks wird es ab dem Frühling 2022 also spannend: Werden die Tiere nach ihrer langen Reise die Nisthilfen annehmen? Um den Erfolg des Vorhabens einschätzen zu können, bleibt die Naturparkverwaltung mit allen Kooperationspartnern in den nächsten drei Jahren eng in Kontakt.

Wünschenswert wäre, wenn das Projekt Nachahmer findet. Weitere Informationen zu Nisthilfen für Mauersegler sowie Mehl-und Rauchschwalbe finden sich in der Checkliste zur Eignung von Gebäuden für Nisthilfen

Nisthilfen-Vermittlung im Naturpark Hoher Fläming: Erfolgskontrolle

Mit zwei Klein-Bauern-Generationen auf einer Bank – Herr Ernicke Senior und Herr Ernicke Junior mit Frau Künnemann von der Naturparkverwaltung im Gespräch, © Sandy Rau
Mit zwei Klein-Bauern-Generationen auf einer Bank – Herr Ernicke Senior und Herr Ernicke Junior mit Frau Künnemann von der Naturparkverwaltung im Gespräch, © Sandy Rau

Auf Stippvisite bei Partnern im Gebäudebrüter-Schutz 

Im Herbst 2021 vermittelte die Naturparkverwaltung 180 Nisthilfen für die Gebäudebrüterarten Mauersegler, Rauch- und Mehlschwalbe an 49 Hauseigentümer*innen im Naturpark. Die Resonanz in der Region auf das Angebot der Naturparkverwaltung war damals riesig, da die Menschen den Rückgang dieser Arten mit Sorge beobachten. Neben Privatpersonen haben auch Stadtverwaltungen und Ämter geeignete Gebäude zur Verfügung gestellt.

Schwalben und Mauersegler sind sehr standorttreu und kehren ein Leben lang zu ihren Nistplätzen zurück. Seit den 90er Jahren sind die Bestände vor allem bei den Schwalben rückläufig, die Gründe hierfür vielfältig. Fehlende Nistmöglichkeiten und der Rückgang der Insekten-Biomasse als Nahrungsgrundlage sind Teil des Problems.

Um den Erfolg des Nisthilfen-Vermittlungsprojektes einschätzen zu können, bleibt die Naturparkverwaltung mit allen Kooperationspartnern für zunächst drei Jahre eng im Kontakt. 2023 besuchte die Naturparkverwaltung erste Projektpartner, um den Erfolg bewerten und Nachbesserungen vornehmen zu können. 

 

Nachfolgend dazu zwei Berichte: 

Zu Gast bei Familie Ernicke aus Locktow

Wir treten durch das Hoftor in den Hof und vor uns liegt ein Schwalbenparadies: Ein traditioneller Bauernhof mit kleinbäuerlicher Tierhaltung: von Ente über Schwein und Huhn bis zum Kaninchen. Tiertränken und Wasserpfützen stehen auf dem Hof. Der Misthaufen dampft. Die Ställe sind für die Rauchschwalben offen, ein Torhaus für die Mehlschwalben steht zur Verfügung. Die Tiere haben hier alles was sie brauchen: Nistplätze und Futter in Form von Insekten. Unweit des Hofes fließt die Plane. An den Ufern oder in den Pfützen auf den Wiesen und Feldwegen finden die Tiere genügend Baumaterial für ihre Nester. Überall flattert und zwitschert es auf dem Hof. Jede Ecke ist mit Nestern besetzt. Herr Ernicke (Junior) berichtet, dass immer wieder Nester abfallen. Daher bringt er inmitten der selbstgebauten Mehlschwalben-Nester auch Nisthilfen an. Sie werden sofort dankend angenommen.

Wir bemerken, dass die Nisthilfen für die Mehlschwalben einen Nachteil haben: Der Eingang bleibt durch das feste Material (Holzbeton) in seiner Größe beständig. Bei den Naturnestern wird mit dem Wachsen der Jungtiere das Einflug- und Futterloch vergrößert. Dadurch können sie besser von den Alttieren versorgt werden. Der Lösungsansatz liegt auf der Hand: Herr Ernicke wird die Einfluglöcher in den Kunstnestern erweitern. Dann haben die Altvögel am Anfang der Brutsaison die Möglichkeit die Löcher selbst zu verkleinern. Der dafür verwendete Naturbaustoff kann rausbrechen, sobald die Jungtiere größer werden. Eine wichtige Erkenntnis, die aus der gemeinsamen Beobachtung entsteht.

Wir danken Familie Ernicke für ihr Engagement und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit.

 

Zu Gast in der Robert-Koch Grundschule / Amt Niemegk

Das Amt Niemegk hat vorbildlich bei der Fassaden-Sanierung der Grundschule den Gebäudebrüter-Schutz mit bedacht und bereits während der Bauphase Nisthilfen in die Fassade integriert. Mauersegler sind geschützte Tierarten. Eine Beseitigung ihrer Lebensstätten ist verboten. Da aber bereits alle Nisthilfen am Schulgebäude belegt waren und sich an der Fassade der Sporthalle noch Platzoptionen boten, übernahm das Amt in Federführung von Frau Lindemann noch zehn weitere Nisthilfen von der Naturparkverwaltung.

Bei der Erfolgskontrolle konnten vor allem Mitarbeiter des Bauhofs berichten, dass erste interessierte Paare die Kästen anfliegen. In zwei Kästen gab es schon „Haus-Besichtigungen“. Ob es auch zum Bruterfolg kam, ist nicht ganz klar. Wir beobachten die Ansiedlung weiter, die manchmal über Jahre dauern kann und bedanken uns für das Engagement beim Amt Niemegk und der Robert-Koch Grundschule.

 

Zwischen-Fazit

Insgesamt lässt sich beobachten, dass es zwar nicht unmöglich aber sehr schwer ist, die Tiere anzusiedeln, wenn sie einmal den Standort aufgegeben haben oder aufgeben mussten. Auch „Fremdbelegungen“ durch Hausrotschwänze oder Spatzen haben des Öfteren stattgefunden. Dort wo bereits Vögel brüten, werden die Nisthilfen teilweise angenommen. Bauliche Nachteile an den Nistkästen wurden erkannt und können für die neue Brutsaison angepasst werden. 

2024 wird die Naturparkverwaltung weitere Projektpartner besuchen und zum Ende des Jahres nach der Brutsaison alle Zahlen auswerten. Geplant ist dann, eine Neuvermittlung der unbesetzten Nisthilfen zu organisieren.

Unterstützung für Blüten- und Insektenreichtum in Gärten im Naturpark Hoher Fläming

Familie Schmidt (li.) erhält Pflanzware von Elisa Kallenbach (Mitte) und Andrea Künnemann (re.) aus der Naturparkverwaltung Hoher Fläming; Foto: Sandy Rau

Die Naturparkverwaltung Hoher Fläming hat im Jahr 2022 insgesamt 1.700 heimische Stauden, 390 heimische Sträucher und 2.400 insektenfreundliche Blumenzwiebeln erworben und an 82 Gartenbewirtschafterinnen und Gartenbewirtschafter übergeben. Neben Privatpersonen haben auch Schulen, Kitas und Vereine das Angebot genutzt und ihre Gärten insektenfreundlicher bepflanzt.

Um eine möglichst große Arten- und somit Blütenvielfalt zu erreichen, standen 44 verschiedene Stauden, elf verschiedene Sträucher und acht verschiedene Blumenzwiebeln (insgesamt 63 Pflanzenarten) zur Auswahl. Dabei wurde darauf geachtet, dass das ganze Jahr über der Blütentisch reich gedeckt ist.

Zusätzlich wurden auch Futterpflanzen für Schmetterlingsraupen wie verschiedene Gräser angeboten. Besonders beliebte Stauden waren Glockenblumen, Wiesen- und Skabiosen-Flockenblumen, Karthäuser-Nelke und Wiesen-Salbei. Hundsrosen, Sal-Weiden und Gewöhnlicher Schneeball zählten zu den meistgewünschten Sträuchern.

Wichtige Tipps und Tricks für eine naturfreundliche Gartengestaltung wurden darüber hinaus auf zwei Seminaren gegeben. Ariane Hofmann, Vorstandsvorsitzende des Hortus Terrigenus e. V., erläuterte die Spezialisierungen und Lebensweisen der heimischen Wildbienen, Käfer und Schmetterlinge. Anschließend wurden praxistaugliche Nisthilfen für Wildbienen aus markhaltigen Brombeerstängeln angefertigt.

Aufgrund der hohen Nachfrage konnten nicht alle Pflanzenwünsche erfüllt werden, aber die Pflanzenlisten werden hoffentlich für viele Gärtnerinnen und Gärtner als weitere Inspiration dienen.  

Hier geht es zu den empfohlenen Pflanzenlisten:

Die Pflanzenlisten wurden in enger Zusammenarbeit mit Ariane Hofmann erstellt. Alle ausgewählten Stauden und Sträucher sind im Naturpark Hoher Fläming heimisch und bieten Insekten reichhaltigen Pollen und Nektar. Um das Angebot zu erhöhen und auch den Frühjahrsaspekt abzudecken, sind auch  nichtheimische Blumenzwiebeln enthalten. Dabei wurde darauf beachtet, Wildformen zu verwenden, die den Insekten genügend Nahrung bieten. Die Listen sind als Ideengeber zu verstehen, ein Anspruch auf Vollständigkeit besteht daher nicht.

Sträucher

Stauden

Blumenzwiebeln